10 Jahre TEMPEL_MUSEUM, 2010-2020

Zehn Jahre Tempel-Museum Etsdorf

Auf dem Weg zu einem Denkmal für 2500 Jahre Demokratie und für den europäischen Gedanken

Das Baugelände ist längst ausgewiesen, die Baugenehmigung erteilt, zwischen Wiesen und Äckern soll in dem oberpfälzischen 500-Seelen-Dorf Etsdorf, in Sichtweite der Europastraße E50, die Glyptothek Etsdorf entstehen, ein Tempel als  "transnationales Denkmal für 2500 Jahre Demokratie und für den europäischen Gedanken". Die geplante Tempelarchitektur orientiert sich an antiken, griechischen Bauten und reiht sich damit in eine Traditionslinie ein, die von der Ruhmeshalle und Glyptothek in München bis zur Walhalle bei Regensburg reicht. Im Gegensatz allerdings zu diesen Bauten, die von Ludwig I. monarchisch von oben entschieden wurden, ist die Glyptothek Etsdorf ein bürgerschaftliches Projekt von unten. Initiiert wurde es von dem Künstler, Verleger und Museumsgründer Wilhelm Koch, der in Amberg bereits das Luftmuseum erfand und es zu einer in der Region verwurzelten überregionalen Institution machte.

Mitten in Europa, abseits der urbanen Zentren, lenkt das Etsdorfer Projekt den Blick auf Europa und seine demokratischen Wurzeln, ein Unterfangen, das heute, angesichts nationalistischer und demokratiefeindlicher Tendenzen, aktueller denn je ist. Allen zentrifugalen Kräften zum Trotz, vereint Europa ein gemeinsames Erbe. Wenn heute etwa von Demokratie gesprochen wird, lebt ein Begriff aus der griechischen Antike fort, ebenso, wenn von Politik die Rede ist. Das griechische polītikḗ (téchnē) findet in den unterschiedlichsten europäischen Sprachen seinen Widerhall: albanisch: politikë, norwegisch: politikk,  französisch: politique, schwedisch: policy,  finnisch: politiikka,  polnisch: polityka, rumänisch: politică, spanisch: política, italienisch: politica ... .

„Die Planung und die Vorbereitung des Projektes „Glyptothek Etsdorf" beginnen bereits im Jahr 2000. Nachdem die Baugenehmigung im Jahr 2009 erteilt wurde, macht sich der Verein der Freunde der Glyptothek zusammen mit dem örtlichen Sportverein an die Einrichtung des Tempel-Museums in einem leer stehenden Schulhaus, das von der Gemeinde mietfrei zur Verfügung gestellt wird. Nach Renovierungsarbeiten, in die über 2000 ehrenamtliche Stunden einfließen, wird das Tempel Museum 2010 eröffnet. Mit Musik-, Kabarett- und Brauchtumsveranstaltungen, mit Vorträgen und Lesungen funktioniert das Tempel Museum als Kulturzentrum. Im Zentrum jedoch steht als ständige Ausstellung die Präsentation der Entwürfe und Modelle der Glyptothek Etsdorf (auch „Europa-Tempel genannt), wobei über Fotos, Erläuterungstafeln und antike Skulpturen Bezüge zur Münchner Glyptothek und zu griechischer Architektur hergestellt werden. In der Sonderausstellung "Vom Penteli zum Parthenon" werden, da der Bau des Etsdorfer Tempels bevorsteht, griechische Bautechniken vorgestellt. Auch die Ausstellung zur Geschichte des Marathonlaufs erhält einen Bezug zur Etsdorfer Gegenwart, findet hier doch seit 2011 im Zweijahresrhythmus der Tempel Marathon statt.  

In wechselnden Sonderausstellungen des Tempel-Museums wenden sich zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen unter unterschiedlichsten Aspekten Europa zu: Lars van den Brink mit "A happy day in Europe", Josef Schulz mit "einer bildlichen Betrachtung zwischenstaatlicher Übergänge", Hans Lankes mit "Europa to go". Eine Gruppenausstellung mit 37 Künstlerinnen und Künstlern und zwei Künstlergruppen aus 27 europäischen Ländern fordert auf: "Rettet Europa III". In den Außenraum begibt sich Kunst mit Entwürfen von "Europafahnen", Arbeiten als "Statements für den ´europäischen Weg´ zur Glyptothek Etsdorf", der Leuchtschrift "EUROPA" am Tempel Museum und dem "Lone Star" von Christian Schnurer  auf dem Tempelbauplatz. 

Eine besondere Bedeutung kommt der Präsentation des neuen Tempelentwurfs vor. Die früheren Versionen bezogen sich auf den Aphaia Tempel auf der Insel Aigina und realisierten eine moderne Variante aus Beton. Der neue Entwurf des Architekten Peter Haimerl behält die Proportionen und die Säulenverteilung bei, dynamisiert aber deren serielle Anordnung durch einen azentrischen Fluchtpunkt zu einem filigranem Gebilde, in das die "Cella" als dreieckiger Keil vorstößt. Die Finanzierung der Etsdorfer Glyptothek durch Säulenpaten und Europastern-Großsponsoren schreitet voran, ist aber noch nicht abgeschlossen.