EUROPA

Leuchtschrift an der Fassade des TEMPEL MUSEUMS zum Europatag am 9.5.2018

In Etsdorf (an der Europastraße E 50) gibt es seit dem Jahr 2010 das TEMPEL MUSEUM.
Das Museum ist dem Projekt GLYPTOTHEK Etsdorf gewidmet.
Das Tempel Museum zeigt u.a. Sonderausstellungen zum Thema EUROPA

Zum Europatag installierten Mitglieder des Vereins der Freunde der Glyptothek Etsdorf in den letzten Wochen am Giebel des Museums weithin sichtbar den 12 x 2,8 Meter großen Schriftzug EUROPA, bestehend aus 33 handelsüblichen Außenleuchten. Am 9.5. fandt in dem 500 Einwohner zählenden Etsdorf bei Dämmerung erstmals die „Erleuchtung“ des Schriftzuges statt. In Zukunft wird der Europa-Schriftzug sich dann jeden Abend selbständig einschalten.
(Gruppenfoto mit Beteiligten: Kassier Rudolf Preitschaft, Vorstand Alfred Schwarz, Sponsor Baumann GmbH Amberg, Thomas Rambach Schriftführer, Wilhelm Koch Museumsleiter, 1. Vorstand, Initiator, Hartmut Allwang Elektriker, Florian Maiwald Helfer)

EUROPA-Schriftzug am Giebel des TEMPEL MUSEUMS Etsdorf

(Konzeption/Text: morePlatz, Berlin)
Lange Zeit wurde das europäische Projekt für eine selbstverständliche Entwicklung gehalten, die überwiegend Vorteile für alle Beteiligten generierte. Die Abfolge von schweren Krisen, die den Kontinent seit einer Dekade bewegen, bringt dieses Projekt erstmals in ernste Gefahr. Der Brexit könnte das gesamte Bündnis nachhaltig schwächen.
Die gegenwärtige Situation ist mit Problemen derart negativ beladen, dass ein positives Zeichen aktuell notwendig erscheint. Europa mangelt es an Sichtbarkeit, an öffentlicher Präsenz und positiver Resonanz. Die Kontinuität und Beständigkeit der europäischen Idee sind existenziell, besonders über diese schwierige Phase hinweg.
Die gut sichtbare Installation soll als Zeichen und Statement im öffentlichen Raum wirken. EUROPA steht für die gemeinsamen Werte der Europäischen Gemeinschaft, für eine freie Gesellschaft und friedliches Zusammenleben, mithin für all die Errungenschaften, die oft nur unbewusst oder als selbstverständlich wahrgenommen werden.
Der ‚alte‘ Kontinent hat innerhalb der letzten Jahrhunderte eine Entwicklung durchlaufen, die die Lebensbedingungen der Menschen verbessert hat. Demokratie, Menschenrechte, Rechts- und Sozialstaat, Freizügigkeit – alles beruht auf einer mehr oder weniger kontinuierlichen Entwicklung, die die vergangenen Generationen bedacht, erkämpft und aufgebaut haben.
Eine der grössten Errungenschaften nach den zwei Weltkriegen war das Beenden von alten Feindschaften, Territorialansprüchen und geopolitischen Expansionen der einzelnen Nationen und des Nationalismus als Ideologie. Deutschland als damaliger Aggressor nimmt hierbei eine besondere Rolle ein. Das Respektieren der gegenseitigen Grenzen war die Voraussetzung dafür diese zu überwinden.
Der kontinuierliche wirtschaftliche Aufschwung der Nachkriegsjahrzehnte ermöglichte die stabile Periode von Wachstum und Prosperität der ‚Golden Generation‘, die bis zum Ende des Jahrhunderts andauerte. Die Abfolge der Krisen des neuen Millenniums hat diesem Aufwärtstrend ein Ende gesetzt. Obwohl diese Krisen nicht ihren Ursprung nur in Europa haben, macht eine wachsende Anzahl der Bevölkerung die EU dafür verantwortlich und schieben ihr, teils aus mangelndem Verständnis oder Kenntnis der Zusammenhänge, die Schuld in die Schuhe. Der europaweite ‚Rechtsruck‘ ist die Folge. Dies ist eine gefährliche Entwicklung. Populisten profitieren von dem Irrglauben, dass ein Rückzug in die nationalen Grenzen die aktuellen Probleme lösen kann.
Im Zeitalter der Digitalisierung und der globalen Vernetzung ist es nicht möglich, die Uhr zurück zu drehen. Menschen, die nicht in der Lage oder willens sind, über ihre eigene Situation hinaus zu sehen, muss die Angst vor dem ‚Fremden‘ genommen werden. Europa muss sich auf seine Stärken besinnen und sich seiner Vorteile wieder gewahr werden. Wer einmal einen längeren Zeitraum in einem anderen Kontinent zum Beispiel Asien oder Afrika gelebt hat, kann die Gemeinsamkeiten der Europäer besser als ihre Unterschiede erkennen. Die gemeinsame Europäische Identität ist noch unterentwickelt. Aber genau sie ist es, die eine Zukunft für die Europäische Union garantieren kann. Dazu müssten die Bedingungen für Menschen, die Europa als zusammenhängenden Lebensraum nutzen, die die nationalen Grenzen überschreiten und den grösseren Zusammenhang als Vorteil erkennen können, verbessert werden.
Menschen, die die europäische Freizügigkeit real nutzen und ihre Lebensläufe in unterschiedlichen Ländern verbringen, brauchen zum Beispiel einen europäischen Mobilfunkvertrag, eine europäische Krankenversicherung, eine europäische Altersvorsorge, eine europäische Bank und Kontonummer, ein europäisches Autokennzeichen, eine europäische Handelskammer etc.. Diese Dinge werden teilweise schon angedacht und sind in jedem Fall einfacher zu realisieren als eine europäische Staatsbürgerschaft, oder ein europäisches Steuersystem, von einer Europäischen Republik ganz zu schweigen. Die Barrieren, die vor allem durch die verschiedenen Sprachen entstehen, sind evident und die Komplexität des Europäischen Projekts ist enorm.
Sobald man Europa sagt, klingt immer der Hintergrund dieser komplexen Zusammenhänge und vielschichtigen Probleme mit - dieser Klang enthält jedoch auch die ganze Geschichte und das Versprechen eines Gelingens.
Die Installation ‚EUROPA‘ als Statement ist so simpel, wie eine Lichtreklame, wie Werbung für eine Marke, die keiner Rechtfertigung bedarf, die jeder haben will.

Fotos: Marcus Rebmann, Amberg