"Von der Nase zur Skulptur", Maria Rucker, München

Sonderausstellung in der gotischen Hauskapelle

Zur Ausstellungseröffnung am Samstag, 7.11.2015, 19.30 Uhr, laden wir herzlich ein.

"Von der Wand in den dreidimensionalen Raum treten, ihn besetzen, gestalten und somit die Welt beeinflussen - das bringt mich dazu, Skulpturen zu schaffen. Ich bewege mich dabei in einem weit gefassten Freiraum zwischen Realismus und Abstraktion, mythischer, archetypischer Gestalt oder auch moderner Alltagsform, Naturbeobachtung und freier Erfindung. Es geht mir in erster Linie um das Öffnen der Wahrnehmung und das Umkreisen der Ideen von verschiedenen Richtungen aus.
Einen Bereich meiner bildhauerischen Arbeit nenne ich Makrobildhauerei oder auch Makroskulptur - eine Parallele zu dem Begriff Makrofotografie. Darin versuche ich, Vorbilder der Natur oder existierende Objekte im Nahbereich mit vergrößernder Absicht abzubilden, zu interpretieren oder auch zu abstrahieren. Der Abstraktionsgrad dieser Umsetzungen ist unterschiedlich, mal sind sie von ihrem Vorbild stärker, mal schwächer angelehnt oder inspiriert, weitergedacht oder gänzlich neuerfunden. Mein Blick richtet sich auf die überraschende Ästhetik, die ein Detail bildhauerisch offenbaren kann, wie das Gebiss eines Hais, der Rücken eines Krokodils, die reliefartigen Strukturen von Hautporen oder Tierhäuten, oder eben die Nasen der Tiere, deren feiner Geruchssinn und intelligenter Instinkt uns Menschen oft abgeht. Manche dieser Tiernasen haben die verrücktesten Formen, wie z.B. Affen.
Diese nah herangerückten Formen schneide, meißle, schnitze, fräse, schleife und poliere ich aus Marmor und anderem Gestein wie Onyx, Alabaster, Diabas, Schiefer, Sandstein usw.. Es reizt mich, mich in den Stein hineinzugraben, ihn auszuhöhlen und zu durchdringen, um ein Maximum an Plastizität und Fülle herauszuholen. Aus einem realen Detail wird dann, aus dem Kontext gelöst und oft übertrieben dargestellt, ein neues autonomes, vieldeutiges Ganzes.
Durch die bewusste Wahl des Werkstoffes, der spezifischen Farbe, der Maserung, der besonderen Oberflächenbehandlung und Haptik versuche ich, Material und Inhalt zu einer Einheit zu verschmelzen, die den Skulpturen eine eigene spürbare Lebendigkeit einhaucht. ..." Maria Rucker