Fotoarbeiten von Stephan Zirwes, Stuttgart

Es hat wohl alles mit diesen Ali Mitgutsch Riesen-Bilderbücher seiner Kindheit zu tun. Jenen gemalten XXL-Stadtlandschaften, in denen immer alles gleichzeitig
passierte und man so viel entdecken konnte. Irgendwann wurde Stephan Zirwes jedenfalls klar, dass er heute ähnliche Dinge fotografiert. Städte und Landschaften
aus der Luft, komplexe Strukturen, auf denen sich ganz viele Dinge abzeichnen. Natürlich sind Zirwes-Tableaus vielschichtiger. Sie lassen uns über das Chaos und die Strukturen des Alltags nachdenken, sie spielen mit den Abstraktionen und den Formen der Zivilisation und sie werden dabei zunehmend subtiler.
„Es ist einfach nicht immer nötig, den Betrachter an die Hand zu nehmen“, sagt der Stuttgarter Fotokünstler. Und mischt in seine oft atemberaubende Motivwelt Soziogramme des 21. Jahrhunderts, Bilder voller kleiner Geschichten und versteckter politischer Komponenten.
Zirwes sieht sich die Spuren an, die der Mensch in die Landschaft gefurcht hat, er „scannt“ meist aus der Luft die Komplexität und die malerische Schönheit der hinterlassenen Fährten. Er lässt uns staunen über die Ästhetik der hinterlassenen Bremsstreifen einer Landebahn am Flughafen (ähnlich einem Actionpainting), macht als Überflieger die Landschaft zur Leinwand. Seit etwa acht Jahren fotografiert der Fotokünstler aus der Luft und experimentiert dieser Tage viel mit ferngesteuerten Quadrocoptern, auf die er seine Kamera montiert. Zirwes-Bilder sind abenteuerliche Exkursionen in das Strukturfeld der Welt. (fotomagazin 9/2012/maz)